Klaus Minges |
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Neues vom Kap: Wie man Feinde versöhnt10 Jahre Demokratie in SüdafrikaAls Nelson Mandela 1990 freigelassen wurde, hat die Welt sich erstaunt die Augen gerieben: Ein Unrechtsregime schaufelt sein eigenes Grab ... Wie ging das vor sich? Mandela, ehemaliger Amateurboxer und Begründer des militärischen Arms des ANC, konnte das Vertrauen der Weißen gewinnen. Er hat den eigenen Leuten gepredigt: "Hate the system, not the people", und damit den besonnenen Weißen die Angst genommen. Im Gefängnis musste er sich von seinen eigenen Leuten isolieren lassen, weil sie seinen Versöhnungskurs nicht mitgetragen hätten. Weitblick ist im Gefängnis nicht jedem gegeben. 1994
konnten tatsächlich demokratische Wahlen für alle Teile des Volkes
stattfinden, und abgesehen von ein paar unbedeutenden Scharmützeln
herrscht seitdem Frieden. Ein Modell? Es ist wohl doch so: Geschichte
wiederholt sich nicht. Als Präsident hat Mandela den Schwerpunkt darauf gesetzt, zerstörtes Vertrauen wieder herzustellen. Im Gespräch mit den ehemaligen Vertretern der Apartheid hat er auch den weißen Zweiflern und Pessimisten ein Fenster in die Zukunft geöffnet. Instrument der Versöhnung war die Wahrheitskommission unter Vorsitz von Bischof Tutu. Sie hat auch übelste Folterer, wenn sie glaubhaft Reue zeigten, begnadigt, ihnen im Namen des Volkes vergeben und Zugang zur neuen Gesellschaft gewährt. Der Apparat der Mitläufer konnte in der Regel seine Stellen oder Pensionen behalten; die mit dem schlechten Gewissen gingen von sich aus ins Ausland. Gestraft hat die Kommission gerecht: Auch Verbrechen von Seiten des ANC wurden gesühnt. Was tun die Israelis in Palästina? Mit der geballten Faust statt einer offenen Hand zeigen sie die Härte von Porzellan, nicht von Stahl. Wer Menschen bewußt daran hindert, ihrer Arbeit nachzugehen, zerstört ihre Existenz. Ein Staat, der illegale Tötung von Gegnern inklusive unschuldiger "Kollateralschäden" als zum Machtmonopol gehörig betrachtet, ist politisch und moralisch am Ende. Die Moslems, in deren Kultur Bildung keinen eigenständigen Wert mehr repräsentiert, finden kein anderes Mittel als Gegengewalt und Selbstzerstörung. Sicherheit
und Menschenwürde sind elementare Grundbedürfnisse; man kann sie
nicht ungestraft zunichte machen, selbst wenn man meint, die besseren
Argumente zu haben. Wer Angst erzeugt, wird Haß ernten, denn Hass
ist nichts anderes als die aggressive Version der Angst. Der Hass
der Apartheid-Schläger kam aus der Angst der weißen Minderheit,
erdrückt zu werden; Mandela und Tutu haben ihnen diese Angst genommen.
Das friedfertige Ende der Apartheid könnte Vorbild für die aktuellen
Krisenherde sein, wenn die betreffenden Machthaber lernfähig wären.
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